Hyperautomation in KMU
Die Vorteile von Automatisierung und Hyperautomation in KMU scheinen klar auf der Hand zu liegen. Eine erfolgreiche (!) Automatisierung verringert nach einer anfänglichen Investition die Grenzkosten eines Unternehmens und erhöht damit die Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen, welche frühzeitig automatisieren, können die dadurch entstehenden Gewinne so lange einstreichen, bis alle Wettbewerberinnen und Wettbewerber mit Automatisierung nachgezogen haben. Diese Vorteile entstehen dabei beispielsweise durch Effizienzsteigerung, bei der Materialnutzung, durch die Steigerung der Qualität, durch Fehlerreduktionen oder Prozessoptimierungen.
Demnach bestehen erhebliche Anreize für Unternehmen frühzeitig Prozesse der Hyperautomation zu vollziehen. Je früher die Digitalisierung beziehungsweise die Hyperautomation in einem KMU umgesetzt wird, desto größer ist der Nutzeffekt. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben sich vermutlich bereits von diesen Chancen einer Hyperautomation überzeugen lassen. Sie sind dadurch die Treiber der dynamischen und unvermeidlichen Entwicklung im Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit. Nicht wenige zögern oder zweifeln jedoch. Nicht alle tun dies aus den gleichen Gründen. Neben beispielsweise der Frage der Risikobereitschaft und der Gewinnorientierung ist Vertrauen ein wichtiger Faktor.
Warum Vertrauen entscheidend ist
Fehlendes Vertrauen ist ein zentrales psychologisches Hindernis. Mangelndes Vertrauen kann Prozesse der Automatisierung und Hyperautomation verhindern oder besser gesagt verzögern. Diese Thematik ist einer der Kernbausteine der psychologischen Aspekte im Hyko-Projekt.
Fehlendes Vertrauen kann dabei die Einführung von begonnenen Automatisierungsprozessen behindern sowie deren positive Wirkung und ihren Nutzen abschwächen oder gar zerstören. Der Grund ist, dass Widerstände gegen Automatisierung bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unternehmensinterne Konflikte erzeugen. Diese Konflikte können die Kosten der Einführung erhöhen und damit den Nutzen schmälern. Deshalb lohnen sich begleitende Maßnahmen, die für die Neuerungen werben.
Ursachen für fehlendes Vertrauen
Wo liegen nun die Ursachen für fehlendes Vertrauen. Dabei gibt es einerseits Ursachen, die bei den handelnden Personen zu finden sind, beispielsweise Persönlichkeitseigenschaften. Andererseits gibt es Ursachen, die in den Kontextbedingungen oder Randbedingungen zu suchen wären, beispielsweise die Arbeitsplatzsicherheit.
Menschen unterscheiden sich. Insbesondere auch im Ausmaß ihres Vertrauens in andere Menschen oder eben auch in die Technik. Die psychologische Forschung zeigt dabei unter anderem, dass Misstrauen leichter und schneller zu erzeugen ist als Vertrauen. Demnach gibt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich dann überzeugen lassen, wenn die Automatisierung als ein gemeinschaftliches kooperatives Projekt in Angriff genommen wird. In der Psychologie sind dies die in ihrer Persönlichkeit stärker kooperativ orientierten Personen, die wir auch als verträglich bezeichnen. Personen hingegen, die wesentlich stärker auf ihr Eigeninteresse bedacht sind, müssen eher vom konkreten Nutzen neuer Technologien überzeugt werden, insbesondere auch von den Effekten, von welchen sie persönlich Vorteile haben würden, beispielsweise Arbeitserleichterungen oder finanzielle Anreize. Diese verschiedenen Persönlichkeitsaspekte werden deshalb von uns in projektbegleitenden Forschungsprojekten in diesem Zusammenhang genauer untersucht.
In den Kontextbedingungen von Vertrauen verbirgt sich häufig, insbesondere bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Sorge vor einem Arbeitsplatzverlust also einer Selbstwegrationalisierung. Während bei Unternehmerinnen und Unternehmern die Sorge darin besteht, dass die Investitionen für die Automatisierung relativ hoch sein könnten. Die Automatisierung wäre dann vielleicht wenig lohnenswert, weil sie sich erst langfristig auszahlt. Vielleicht antizipieren sie in ihrem Unternehmen auch Widerstände, die wiederum Kosten erzeugen würden. Auch damit würde wiederum der Nutzen reduziert sein. Schließlich könnte die Sorge bestehen, dass manche der Automatisierungen auf Grund von dynamischen Veränderungen, beispielweise der Produktionsweise, unnötig werden könnten. Die Entscheidung für eine Veränderung ist letzten Endes immer eine Entscheidung unter Unsicherheit und verlangt deshalb Vertrauen und Risikobereitschaft.
Wie Vertrauen aufgebaut werden kann
Die Sorge von Unternehmerinnen und Unternehmern gilt es ernst zu nehmen. Besonders Firmen, die Automatisierung und Hyperautomation als Dienstleistung anbieten, müssen in ihrem Auftreten und ihrer Geschäftsabwicklung ein hohes Ausmaß an Kompetenzerwartung, Integritätserwartung und Benevolenzerwartungen zeigen. Gerade wegen der Mund-zu Mund-Propaganda in Form persönlicher Empfehlungen sind diese 3 Bausteine essentiell. Entsprechend ist es notwendig bei der Einführung von Hyperautomation in einem Unternehmen, dieses und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen. Es gilt die Beteiligten mit hoher Kommunikationsfähigkeit zu überzeugen sowie die Einführung mit einer Dienstleistungsmentalität und einem Wohlwollen für den Erfolg der betreuten Unternehmen zu verfolgen.
Die Sorge von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist wiederum in der Weise erst zu nehmen, dass für diese erkennbar sein muss, inwiefern auch sie selbst Vorteile von solchen Neuerungen haben. Demnach erfordert es die Einführung von Neuerungen, wie die der Hyperautomation, dass das Team in kooperativer Weise mitgenommen wird. Außerdem ist die Miteinbeziehung aller Beteiligten gerade deshalb essentiell, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Einführung – im Sinne eines Prinzipal-Agenten-Problems – auch scheitern lassen können.
Alle diese genannten Argumente weisen darauf hin, dass eine erfolgreiche Hyperautomation zuerst einmal ein sehr kooperatives Unterfangen in Unternehmenskontexten ist. Dabei ist Vertrauen ein zentraler Baustein. Veränderungsprozesse in Unternehmen hängen wiederum auch auch von gelungener Führung ab. Metanalysen zeigen, dass Vertrauen eine der zentralen Wirkfaktoren für Führungserfolg darstellt.
Kontaktieren Sie uns gerne für einen Austausch oder Pilotprojekte zum Thema Vertrauen.