In dieser Arbeit wurde in einem Vertrauensspiel erforscht, wie sich Entscheidungs- und Bewertungsprozesse bei Vertrauensentscheidungen im Gehirn abspielen. Sowohl Möglichkeiten wie sich diese Prozesse messen lassen als auch wie diese sich im fortschreitenden Vertrauensprozess verändern, z.B. wenn das Vertrauen belohnt oder enttäuscht wird. Für das Projekt bedeutet das, Einblicke in mögliche Ansatzpunkte die für vertrauensbildende Maßnahmen, auch im Kontext der Automatisierung, effizient genutzt werden können.
Die Studie von Rodrigues und Kollegen (2024) untersucht, wie unterschiedliche Methoden zur Messung der Gehirnaktivität das Ergebnis in einem Vertrauensspiel beeinflussen. Dabei geht es um die sogenannte „Feedback-bezogene Negativität“ (FRN), ein Gehirnsignal, das auftritt, wenn wir negatives Feedback erhalten, zum Beispiel, wenn jemand unser Vertrauen missbraucht.
In einem Vertrauensspiel geben die Spieler (Treugeber) einem Partner Vertrauen, und der Partner (Treuhänder) entscheidet, ob er dieses Vertrauen belohnt oder ausnutzt. Wenn das Vertrauen missbraucht wird, reagiert das Gehirn negativ, was durch die FRN gemessen werden kann. Die Forscher haben verschiedene Methoden getestet, um zu messen, wie stark diese Reaktion im Gehirn ist. Außerdem welche Referenzpunkte (bestimmte Stellen auf dem Kopf, die als Bezugspunkt(?) für die Messungen dienen) verwendet werden sollten, um eine gute Messung der Gehirnaktivität zu ermöglichen. Zudem wurde getestet, auf welche Weise man die Gehirnaktivität quantifizieren sollte, um eine verlässliche Messung zu ermöglichen. Schließlich wurde noch eine spezifische Metrik die zur Ermittlung der Datenqualität dienen soll unter die Lupe genommen und deren Tauglichkeit als Qualitätskriterium überprüft.
Die Ergebnisse zeigten, dass fast alle getesteten Methoden die allgemeinen Gehirnreaktionen erkennen konnten. Die Genauigkeit, mit der die Stärke dieser Reaktionen gemessen wurde, hing aber stark von der verwendeten Methode der Quantifizierung und des gewählten Referenzpunktes ab. Zum Beispiel führte eine Quantifizierungsmethode dazu, dass die Reaktionen als stärker oder schwächer dargestellt wurden, obwohl das zugrunde liegende Muster gleichblieb. (Außerdem spielt es eine Rolle, welche Referenzpunkte man für die Messungen wählt, da diese ebenfalls die Ergebnisse beeinflussen können).
Das bedeutet: Die Art und Weise, wie man die Gehirnaktivität misst, kann das Ergebnis von Studien verändern. Wenn Forscher also untersuchen wollen, wie das Gehirn auf vertrauensvolle oder vertrauensverletzende Handlungen reagiert, müssen sie darauf achten, die richtige Methode zu verwenden und möglichst auch verschiedene Referenzrahmen zu betrachten. Falsche Entscheidungen könnten zu ungenauen oder verzerrten Ergebnissen führen. Die Studie betont daher, wie wichtig es ist, bei der Messung der Gehirnaktivität sorgfältig vorzugehen, um sicherzustellen, dass die Ergebnisse wirklich verlässlich sind.
Bezüglich des in der Studie geprüften Datenqualitätskriteriums konnte festgestellt werden, dass es leider nicht geeignet ist, um sich daran zu orientieren. Andere Qualitätskriterien sind notwendig, um eine Auswahlentscheidung bezüglich der Quantifizierungen sowie der Referenzrahmen zu treffen.
Zusammengefasst zeigt die Studie, dass die Wahl der Messmethoden und Referenzpunkte einen großen Einfluss darauf hat, wie die Gehirnreaktionen auf Vertrauensbrüche wahrgenommen werden, und dass Forscher diese Faktoren genau im Auge behalten müssen
Link zur Publikation:
Rodrigues, J., Müller, S., Paelecke, M., Wang, Y., & Hewig, J. (2024). Exploration of the influence of the quantification method and reference scheme on feedback-related negativity and standardized measurement error of feedback-related negativity amplitudes in a trust game. Cortex, 175, 106–123. https://doi.org/10.1016/j.cortex.2024.02.009