Die diesjährige European Conference on Information Systems (ECIS) fand im Juni 2025 in Amman, Jordanien statt – unter dem Motto „Co-Creating Value for an Intelligent Future“. Ein Leitsatz, der perfekt zu den aktuellen Fragestellungen in unserem Forschungsprojekt EFRE-HYKO passt. Gemeinsam mit unserem Team waren wir vor Ort und auch hybrid vertreten, um zentrale Erkenntnisse aus unserem laufenden Vorhaben zu präsentieren. Im Fokus unseres Beitrags stand ein Thema, das derzeit viele Organisationen bewegt: die Rolle von Generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI).
Mit unserem Paper „GenAI-Powered Organizational Transformation: Rethinking Change Management to Unlock New Potentials Fostering Augmentation and Automation“ haben wir ein wissenschaftlich fundiertes, zugleich praxisnahes Framework vorgestellt. Es zeigt, wie GenAI gezielt in Veränderungsprozesse integriert werden kann – und an welchen Stellen der Mensch vorerst auch in Zukunft unverzichtbar bleiben wird.
Im Zentrum unserer Arbeit stand eine einfache, aber entscheidende Frage:
Wie kann Generative KI Change-Prozesse sinnvoll unterstützen – und wo sind ihre Grenzen?
Ziel war es, die Integration von GenAI nicht als universelle Lösung zu diskutieren, sondern differenziert entlang konkreter Veränderungsschritte zu analysieren: Wo bietet GenAI das Potenzial zur Augmentation, also zur gezielten Unterstützung menschlicher Arbeit? Und wo ist – bei aller technologischen Begeisterung – Automation (noch) nicht zielführend oder sogar kontraproduktiv?
Unsere Ergebnisse basieren auf einem umfassenden Design Science Research-Ansatz, der eine systematische Literaturanalyse, acht Experteninterviews sowie eine quantitative Validierungsstudie mit über 100 Change- und IT-Verantwortlichen umfasst.
Vier zentrale Erkenntnisse aus unserer Studie:
(1) Augmentation schlägt derzeit noch Automation
GenAI kann unterstützen – aber nicht alles übernehmen. Der Mensch bleibt entscheidend, gerade in sensiblen Phasen – etwa bei der Auswahl geeigneter Führungspersonen, dem Umgang mit Widerständen oder der Einschätzung organisationaler Bereitschaft – bleibt der Mensch zentraler Akteur. Vertrauen, Kontextwissen und Empathie lassen sich (noch) nicht automatisieren.
(2) Kommunikation ist der Schlüssel
Ob durch Chatbots, individuell generierte Trainings oder Monitoring-Dashboards – GenAI verändert die Art, wie wir kommunizieren, nicht nur was.
(3) Change braucht Vertrauen
Und dieses entsteht nicht durch perfekte Tools, sondern durch gute Begleitung – mit oder ohne KI.
(4) GenAI bietet echten Mehrwert in klar abgegrenzten Anwendungsfeldern
insbesondere bei der Erstellung individueller Kommunikationsinhalte, beim Monitoring, bei der Generierung von Trainingsmaterialien sowie bei der strukturierten Aufbereitung komplexer Informationen.
Damit leistet unser Framework nicht nur einen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit GenAI im organisatorischen Kontext, sondern liefert auch konkrete Orientierung für die Praxis:
Für Organisationen, die GenAI verantwortungsvoll im Change Management einsetzen wollen – und für Veränderungsverantwortliche, die ihre Rolle im Spannungsfeld von Mensch und Maschine neu denken.
Impulse jenseits der Hauptsessions: Doctoral Consortium
Neben den zahlreichen Sessions und Panels der ECIS 2025 war die Teilnahme am Doctoral Consortium ein besonders bedeutungsvoller Bestandteil der Konferenz für unser Team. Das etablierte Format bringt ausgewählte Promovierende mit erfahrenen Professoren zusammen – für intensiven wissenschaftlichen Austausch, fundiertes Feedback und neue Perspektiven zum eigenen Dissertationsvorhaben. Wir haben viele engagierte, herzliche und fachlich beeindruckende Forschende aus ganz unterschiedlichen Forschungsbereichen und Ländern kennen und schätzen gelernt – ein Netzwerk, das hoffentlich weit über die Konferenz hinausträgt und sich weiter tief verwurzelt. Ein großer Benefit für unser Hyko-Projekt.
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